Die Rahmenbedingungen für Influencer-Marketing müssen stimmen

Frankfurt am Main, 18. Juli 2018. Interview mit Michael Durst,
Vizepräsident Deutscher Fleischer-Verband e.V.

  • Herr Durst, wie ist der Deutsche Fleischer-Verband dazu gekommen, erstmals Nachwuchswerbung mit YouTube-Influencern zu machen?

    Wir haben schon vor einiger Zeit gesehen, dass, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, die Form des Marketings sehr erfolgreich sein kann. Aber die Entscheidung hat eine gewisse Zeit erfordert, wir haben wirklich gründlich darüber nachgedacht.

    Welche Rahmenbedingungen?

    Influencer-Marketing beruht stark auf Glaubwürdigkeit und Authentizität. Denn anders als zum Beispiel bei Filmstars oder Fernsehköchen, die quasi ungestraft für alles Mögliche Werbung machen können, beruht die Wirkung bei dieser Art des Marketing darauf, dass seine Fans dem Influencer wirklich abnehmen, dass er von der Sache überzeugt ist, von der er spricht. Auch, und das ist das bemerkenswerte daran, wenn er in seinen Veröffentlichungen ganz offen sagt, dass er für diesen oder jenen Inhalt von einem Werbepartner bezahlt worden ist. Diese Transparenz wird von den Anhängern der Influencer vollkommen akzeptiert. YouTuber sind eben keine Schauspieler, sondern Persönlichkeiten, die ihr Publikum im Netz an ihrem Leben teilhaben lassen, indem sie selbst produzierte Inhalte veröffentlichen. Das bedeutet aber auch, dass ein YouTuber, der sich zu offensichtlich von Werbepartnern vereinnahmen lässt, bei seinen Anhängern an Glaubwürdigkeit einbüßt.

    Das sind dann die weniger erfolgreichen Fälle von Influencer-Marketing?

    Wir haben uns beim DFV sehr genau die bestmöglichen Fälle aber auch die größten Fehlgriffe des Influencer-Marketings angesehen. Das geht leicht, denn beides ist frei im Netz verfügbar, besonders die eher weniger gelungenen Beispiele, die heute noch beim Internetpublikum für Unterhaltung sorgen. Die Gefahr, sich mit schlechter Werbung der Lächerlichkeit preiszugeben, ist in dieser Form des Marketings besonders groß, gerade, weil das „Netz nichts vergisst“ und es eine große Gemeinschaft von Leuten gibt, die sich gerne mit so etwas beschäftigen.

    Wie haben Sie denn diesen Effekt für ihre Werbepartnerschaft ausschließen können?

    Zu einen, in dem wir uns sehr viel Zeit genommen haben, geeignete Partner zu finden. Ich hatte ja bereits auf dem vergangenen Verbandstag über unser Vorhaben berichtet, danach haben wir mit der Suche nach geeigneten Leuten begonnen. Zum anderen war uns von Beginn an klar, dass wir den YouTubern ein Höchstmaß an künstlerischer Freiheit lassen müssen, damit ihre Botschaft glaubwürdig rüberkommt. Daher war es umso wichtiger, dass der, beziehungsweise die YouTuber zu uns passen. Bei der Suche hat uns eine Agentur unterstützt, am Ende hat ein Mitarbeiter des DFV aus Frankfurt den Kontakt zu unseren Wunschkandidaten hergestellt.

    Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Ergebnis?

    Ich bin wirklich äußerst zufrieden. Alleine die unerwartet hohe Zahl der Zugriffe spricht schon für sich. Was mich aber noch mehr überrascht hat, ist die außerordentlich positive Reaktion, die man zum Beispiel in den Kommentaren auf YouTube oder in unseren sozialen Medien lesen kann. Viele Fans von Jay und Peter halten den Inhalt des Clips für wichtig und gut, wie gesagt, unbenommen der Tatsache, dass jeder weiß, dass es sich um ein Werbevideo handelt. Viele Nutzer offenbaren eine äußerst positive Haltung zum Fleischerhandwerk. Beeindruckt hat mich unter anderem der Kommentar, in dem ein bekennender Vegetariers deutlich zwischen Industrie und Handwerk unterscheidet und zur Ausbildung im Fleischerhandwerk aufruft. Ebenso wenig hatte ich übrigens die große Zahl unserer jungen Kollegen erwartet, die sich als langjährige Fans von Pietsmiet zu erkennen geben.

    Werden Sie nun dieser Form der Nachwuchswerbung weiterverfolgen?

    In der einen oder anderen Weise und als Teil unseres Nachwuchswerbe-Gesamtkonzeptes ist das sehr wahrscheinlich.

    Das Interview ist in der afz allgemeine fleischer-zeitung erschienen.

     

    Druckfähiges Bild Michael Durst

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